Gingerbread auf dem Motorola Atrix

Am Freitag durfte ich mein Atrix endlich auf Android 2.3.4 (Gingerbread) updaten. Bisher lief auf meinem deutschen Retail-Gerät die Version 2.2.2. Nach der Installation fiel nach der überarbeiteten Boot-Animation als erstes das geänderte Design auf. Die Statusleiste ist dunkler geworden, die Symbole wurden überarbeitet und es gibt endlich die mit Gingerbread hinzugekommene Möglichkeit einzelne Benachrichtigungen zu entfernen. Die restlichen UI-Elemente sind heller geworden, kantiger. Insgesamt wirkt es Erwachsener. Es scheint auch eine neue Schriftart verwendet zu werden, zumindest habe ich das Gefühl die Texte seien besser lesbar.

Nach dem ersten Booten war das Gerät unheimlich langsam. Ich nehme an dass im Hintergrund noch Updates oder Optimierungen von einzelnen Komponenten liefen, nach etwa zwei Stunden war davon nichts mehr zu spüren, es reagierte gewohnt flott. Dafür wurde mir direkt nach dem ersten Start die Möglichkeit geboten mir ein Video anzuschauen das die Neuerungen demonstriert. Wer der englischen Sprache mächtig ist kann ich das Video nur empfehlen, es bietet einen guten Überblick. Allerdings sollte man eine WLAN-Verbindung haben, das Video wird anscheinend aus dem Internet gestreamt (zumindest wurde mir das beim Starten empfohlen).

Es gibt weiterhin sieben Screens mit einer festen Leiste unten. Die drei festen Buttons für Telefon, Anwendungen und Kontakte sind vier Icons gewichen … das Icon für die Anwendungsliste ist nach rechts gewandert und kann nicht modifiziert werden. Die anderen drei Icons sind frei wählbar, standardmäßig finden sich hier Telefon, Webbrowser und SMS-Nachrichten.

Hinzugekommen ist die Möglichkeit zwischen drei Nutzungsprofilen zu wechseln. Vorgegeben sind “Privat”, “Büro” und “Wochenende”, die Profile lassen sich jedoch umbenennen. Für jedes Profil kann man die 7 Screens vollkommen unterschiedlich mit Widgets und Verknüpfungen dekorieren. Eigentlich ein sehr nettes Feature, ob ich es wirklich nutzen werde bleibt abzuwarten.

Die Anwendungsliste ist von der Darstellung her unverändert. Die Anwendungen sind alphabetisch gelistet, es gibt allerdings jetzt die Möglichkeit sie alternativ auch nach “kürzlich verwendet” und “häufig verwendet” zu sortieren. Zusätzlich ist die Möglichkeit hinzu gekommen die Anwendungen in Gruppen zu sortieren, vorgegeben sind “Alle Anwendungen”, “Zuletzt” und “Heruntergeladen”, es lassen sich jedoch auch eigene Gruppen anlegen. Außerdem gibt es hier einen Button der zum Market führt.

Die Motorola-eigenen Widgets sind ebenfalls kantiger und etwas größer geworden, sie nutzen jetzt den vorhandenen Platz etwas besser aus. Ein Tipp auf die Widgets zeigt die neuen Nachrichten nicht mehr in einem schwebenden Fenster sondern in einer Art 3D-Karussell. Ob die Darstellung gefällt ist Geschmackssache. Sie braucht auf jeden Fall mehr Ressourcen, wirkt dabei aber nicht langsam.

Auch die Telefon-Anwendung wurde überarbeitet. Zusätzlich zu den optischen Änderungen wurde eine Taste für die Sprachwahl hinzugefügt, und bei den Favoriten taucht jetzt oben eine Leiste mit “Am wahrscheinlichsten” anzurufenden Kontakten auf. Kontakte lassen sich in Gruppen ordnen, hier bin ich allerdings nicht ganz sicher ob das bei der vorherigen Version ebenfalls ging. Neu ist die Möglichkeit beim Ignorieren eines Anrufes eine von mehreren vordefinierten SMS an den Anrufer zu schicken, z.B. “Ich rufe gleich zurück” oder “Versuche es später noch einmal”.

Was leider komplett fehlt ist die eigentlich vorhandene SIP-Integration. Anscheinend hat Motorola die Funktionalität entfernt, warum kann man nur spekulieren. Hier muss man auf Dritt-Applikationen wie Sipdroid oder CSipSimple zurückgreifen.

Beim Kalender fällt sofort eine neue Leiste am oberen Ende auf. Hier kann problemlos gewählt werden welche Kalender angezeigt werden sollen, welche Darstellung genutzt werden soll und ein neuer Termin angelegt werden. Davon abgesehen scheint der Kalender unverändert zu sein, was ich jedoch als positiv ansehe, da er bereits vorher schon eine bessere Darstellung hatte als z.B. der von HTC mitgelieferte Kalender.

Die 3D-Karussell-Ansicht zieht sich durch die meisten Apps, auch die Wetter-App und die Bildergalerie nutzt jetzt diese Darstellung.Apropos Bildergalerie. Sie wurde stark überarbeitet. Es wurden Online-Fotogalerien eingebunden, beim starten werden neue Bild-Uploads von Freunden angezeigt. Alternativ wurden mir Cover-Grafiken von MP3-Dateien angezeigt die sich auf dem Handy befanden. Wie auch vorher bekommt man die Fotos gekachelt dargestellt wenn man das Gerät im Hochformat hält, und als Karussell wenn man es im Querformat hält. Ein Tipp auf den Text über den Bildern offenbart ein senkrechtes Scrollmenü mit dem man die Sortierung einstellen kann.

Als Konten dafür stehen Facebook, Photobucket, Picasa und Youtube zur Verfügung. Auch ein DLNA-Server lässt sich jetzt direkt aus der Galerie heraus abfragen. Eine Anbindung an flickr fehlt leider nach wie vor.

Ebenfalls überarbeitet wurde die Kamera-Applikation. Auf den ersten Blick kaum verändert sind nur zwei Buttons zum Zoomen auf der Unterseite hinzugekommen, man kann jedoch nach wie vor auch die Lautstärketasten dafür nutzen. Unter dem Menü findet sich ein neuer Punkt — Bildmodi. Hier kann man wechseln zwischen Einzelbild (dem Standardmodus), Panorama und Serie. Die Modi brauchen glaube ich keine weitere Erklärung. Zum Panorama-Modus sei nur gesagt, man muss nur die Kamera rund herum bewegen ohne weiter Tasten zu drücken, es werden dann 6 Bilder gemacht die automatisch aneinandergefügt werden.

Die Anwendung “Autohalterung” lässt sich jetzt direkt aufrufen, auch ohne angeschlossene Hardware-Halterung. Hier kann man über sechs große Tasten auf Musik, Standort, Telefon, Sprachsuche und eine definierbare Anwendung zugreifen. Jede der Funktionen ist auf große Tasten optimiert, so dass man sie ohne große Fummelei während der Fahrt gut bedienen kann. Das ist für mich ein gewaltiger Pluspunkt, da man sich den Kauf der nicht gerade günstigen Halterung sparen kann.

Ein paar Funktionen konnte ich noch nicht ausgiebig testen. Darunter ist die Möglichkeit dass sich das Handy selbst sperrt wenn es registriert dass es in die Tasche gesteckt wird. Weiterhin kann man jetzt einstellen dass ein Knopfdruck bei einem Bluetooth-Headset die Sprachsteuerung ausgelöst werden darf. Das kann natürlich ein Sicherheitsproblem sein, kann aber in einigen Situationen extrem praktisch sein.

Veröffentlicht von

Gerald

Diplom-Informatiker (DH) in Darmstadt. Ich blogge über Entwicklung, Internet, mobile Geräte und Virtualisierung. Meine Beiträge gibt es auch bei Google+ und Facebook.

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