MacOS Lion – warum ich Apple den Rücken kehre

Zu Apple habe ich ein etwas zwiegespaltenes Verhältnis. Zum einen gibt es Produkte wie MacOS und die Macs selber, mit denen ich unheimlich gerne arbeite, einfach weil es viele Kleinigkeiten gibt bei denen die Entwickler zu Ende gedacht haben und die eine Menge erleichtern. Dann gibt es Produkte wie das iPhone, wo sowohl Entwickler als auch Anwender an Apples Politik geknebelt werden und bei denen Apple alles tut um potentielle Konkurrenz auszuschließen.

Aktuell ändert sich meine Einstellung … MacOS 10.7 alias Lion gefällt mir immer weniger je länger ich es benutze. Hier ein paar Beispiele dafür.

Verteilung des Systems

Lion gibt es nur im App Store (und mitgeliefert bei neuen Macs). Für den Privatanwender mag das akzeptabel sein, für Firmen ist das katastrophal. In Amerika scheint es Usus zu sein dass Mitarbeiter ihre eigenen Rechner auf der Arbeit benutzen, zumindest hier in Deutschland ist das eher unüblich. Um im App Store etwas herunterladen zu können muss man sich mit einer Apple-ID anmelden … hier kommen im schlimmsten Fall eine private Apple-ID und eine geschäftliche Apple-ID zusammen zwischen denen man ständig wechseln muss.

Es hat ganze zwei Monate gedauert bis Apple selber uns mitteilen konnte wie sie uns eine Art Volumen-Lizenz zur Verfügung stellen können. Offensichtlich wurde dieser Fall überhaupt nicht bedacht. Das ganze lief dann folgendermaßen ab: Wir bekamen einen Gutscheincode mit dem wir Lion aus dem App Store herunterladen konnten. Dafür mussten wir uns eine neue Apple-ID anlegen, denn falls der Mitarbeiter der den Gutscheincode eingelöst hat die Firma verlässt dann würde er die Lizenzen mitnehmen.

Einmal heruntergeladen, konnte man aus dem Download ein Installations-Image extrahieren. Eine Installations-DVD oder ein USB-Stick lassen sich dann immerhin ebenfalls erzeugen. Dann kann das System aktualisiert werden. Die Einhaltung des Volumens muss dabei selbst überprüft werden, in unserem Fall werden alle installierte Instanzen manuell in eine Liste eingetragen.

Mac App Store

Apple gibt strikte Vorgaben an die sich Entwickler halten müssen wenn sie ihre Anwendungen in den App Store stellen wollen. Für den Anwender am ärgerlichsten: Anwendungen dürfen sich nicht mehr im Systemeinstellungen-Dialog einhängen sondern müssen entweder im Dock oder in der Menüleiste als Icon präsent sein. Bei kleineren Bildschirmen wird es hier schnell sehr voll.

Entfernt Apple eine Anwendung aus dem App Store (in meinem Fall mit dem Citrix Receiver geschehen) wird man nicht darüber informiertund erhält keine Updates mehr.

Des Weiteren habe ich die Befürchtung dass es in späteren Versionen von MacOS nicht mehr erlaubt sein wird Anwendungen zu installieren die nicht über den App Store herunter geladen wurden. Man ist voll und ganz der Gnade von Apple ausgeliefert.

Apple Mail

Ich finde Apple Mail toll. Es ist mit Abstand das beste Mailprogramm das ich kenne, nicht zuletzt wegen der phantastischen Suchfunktion (Kunststück, es ist ja auch Spotlight was da im Hintergrund arbeitet). An das neue Layout kann ich mich jedoch einfach nicht wirklich gewöhnen. Zum Einen stört mich die nicht einheitliche Darstellung der Mail bei einzelnen und bei zusammengehörigen Mails, zum Anderen ist die dreispaltige Darstellung eigentlich nur auf Bildschirmen im Breitbild-Format zu gebrauchen.

Resume zum Weitermachen

Ob man beim nächsten Starten des Rechners wieder die zuletzt geöffneten Programme haben möchte ist Geschmackssache, und lässt sich zum Glück einstellen. Was sich leider nicht einstellen, sondern nur durch Hacks unterbinden lässt, ist die Funktion, dass Anwendungen beim Starten wieder die zuletzt geöffneten Dokumente anzeigt. Besonders in der Vorschau ist das extrem nervig, nicht zuletzt weil das ganze auch den Start der Anwendung verlangsamt.

Einstellung für die Scrollrichtung

Die Scrollrichtung wurde dem Scrollverhalten vom iPhone angeglichen, man schiebt jetzt ebenfalls den Scrollbereich weiter. Für Touchpads mag das nützlich sein wenn man sich einmal daran gewöhnt hat, für Rechner ohne Touchpad ist es jedoch vollkommen unbrauchbar. Natürlich kann man das auch einstellen, ABER: Es ist nach dem Update erstmal automatisch geändert, wenn man es nicht möchte muss man es wieder zurück stellen. Und, noch viel gravierender: Es gibt nur eine Einstellung dafür die sich auf alle angeschlossenen Mausgeräte auswirkt. Wenn man eine Maus an einem Laptop angeschlossen hat und mal die Maus und mal das Touchpad nutzt ist das ein echtes Problem.

Vollbildmodus für Anwendungen

Apple versucht immer weiter den Anwender dazu zu bringen den Vollbildmodus zu nutzen. Dazu hat jedes Fenster rechts oben ein Icon zum Einschalten des Vollbildmodus. Leider ist besagter Modus vollkommen sinnlos sobald man mehr als einen Monitor nutzt … die Anwendung füllt den primären Monitor aus, der sekundäre Monitor bleibt einfach grau. Vielleicht können Programme die eine besondere Unterstützung dafür haben den Modus sinnvoller nutzen, bisher ist mir jedoch noch keine begegnet. Launchpad nutzt übrigens auch nur den Hauptmonitor. Auch hier sehe ich den Weg immer weiter in Richtung iOS gehen, was mir überhaupt nicht gefällt.

Fazit

Selbstverständlich gibt es auch in Lion eine Menge Verbesserungen die auch mir zusagen. Insgesamt sammeln sich mit der Zeit jedoch so viele störende Kleinigkeiten an dass es einfach keinen Spaß mehr macht damit zu arbeiten.